Definition Regiopole

Die Regiopole ist ein Begriff der Raumordnung und Stadtplanung, der sich aus Regio (Region) und polis (Stadt) zusammensetzt. Gegenwärtig sind unter dieser Bezeichnung, die im Jahre 2006 zunächst als Arbeitsbegriff der Universität Kassel für ein neues Forschungs- und Politikfeld entwickelt wurde, kleinere Großstädte außerhalb von Metropolregionen zu verstehen, die als Zentrum regionaler Entwicklung, Standortraum der Wissensgesellschaft und Anziehungspunkt ihrer zumeist ländlich geprägten Region fungieren. Es handelt sich dabei immer um Oberzentren, die über den Versorgungs- und Ausgleichsaspekt hinaus eine besondere regionale Rolle spielen, jedoch aufgrund ihrer geringeren Größe nicht den Status einer Metropole erreichen und somit als „die kleinen Schwestern“ der Metropolen charakterisiert werden können. Analog zur Metropolregion wird die Region, in der eine Regiopole liegt, als Regiopolregion bezeichnet.

Vorgehen zur Identifikation potenzieller Regiopolen in Deutschland

Mögliche Regiopolen in Deutschland (Aring/ Reuther (2008): Die Regiopole - vom Arbeitsbegriff zur konzeptionellen Idee. In: Aring/ Reuther (Hrsg.): Regiopolen, Berlin, S.24.)

Zur Identifikation potenzieller Regiopolen in Deutschland wurden von Prof. Jürgen Aring und Prof. Iris Reuther von der Universität Kassel verschiedene Kriterien herangezogen, die nachfolgend erläutert werden (Aring/ Reuther (2008): Die Regiopole – vom Arbeitsbegriff zur konzeptionellen Idee):

Einwohnerzahl der Kernstadt oder des Städteverbundes von über 100.000 EW

Lage außerhalb einer Metropolregion

Potenzial an Wissen und Innovation (gemessen am Status als Universitätsstandort oder großem Fachhochschulstandort)

Von den insgesamt 82 deutschen Großstädten, die im Hinblick auf die oben genannten Suchkriterien betrachtet wurden, entfallen 19 auf die Kernstädte der Metropolregionen und weitere 30 befinden sich in einem metropolitanen Verdichtungsraum. Zur Betrachtung der übrigen 33 Großstädte die Gravitationsthese hinzugezogen, d.h. die Städte wurden nach den Parametern Masse und Distanz klassifiziert.

  • Masse (demographisches und ökonomisches Gewicht)
    Regionaler Bevölkerungserreichbarkeitsansatz: Summe der Einwohnerzahl aller Gemeinden im Umkreis von 100km um die Kernstadt in Abhängigkeit von der zurückzulegenden Distanz. Das Gewicht, mit dem die Gemeindebevölkerungen im Umkreis eingerechnet werden, reduziert sich mit zunehmenden Abstand alle zehn Kilometer um die Hälfte, sodass gemeindeübergreifende Aktionsräume und Mobilitätschancen der Einwohner berücksichtigt werden.
    Metropolfunktionenindikator: Dieser gliedert sich in die durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) festgelegten Indikatorengruppen Entscheidungs- und Kontrollfunktion, Innovations- und Wettbewerbsfunktion, Gatewayfunktion sowie Symbolfunktion (letztere seit 2006) zur Messung der Metropolfunktion.
  • Distanz: Die Entfernung zu den als metropolitaner Kern eingestuften Städten wird an der PKW Fahrstrecke gemessen

Demnach ist das Potenzial einer Stadt als Regiopole umso größer, desto größer ihre Masse und ihre räumliche Distanz zu einer Metropole ist. Aus den beschriebenen Parametern Distanz und Masse ergibt sich die Grafik zur Identifizierung von Regiopolen in Deutschland, in der die X-Achse die Distanz zur nächsten Kernstadt einer Metropolregion verdeutlicht. Die Y-Achse spiegelt wieder, inwieweit die Städte Metropolfunktionen erfüllen und die Größe der Kreise entspricht dem regionalen Bevölkerungspotenzial im Inland.

Ausgehend von dieser Untersuchung können vier Gruppen im Hinblick auf die Distanz zur nächstgelegenen Metropole und der Größe des Metropolfunktionenindex‘ unterschieden werden:

  • Gruppe 1: Distanz ˜ 200 Autokilometer (Prototypen) überdurchschnittlich großer Metropolfunktionenindex
  • Gruppe 2: Distanz 90-140 Autokilometer überdurchschnittlich großer Metropolfunktionenindex
  • Gruppe 3: Distanz 90-140 Autokilometer unterdurchschnittlich großer Metropolfunktionenindex
  • Gruppe 4: Distanz 50-75 Autokilometer (besondere Beziehung zu Metropolregionen)